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Archimedes A310
c't Cover mit A310
Im Jahre 1988 hatte ich noch meinen 8-Bit Rechner von Atari und es wurde so langsam Zeit an einen Umstieg zu denken. Zu der Zeit war der Atari ST und der Commodore Amiga recht interessante Rechner und beide hatte so wie der MacIntosh eine Fensteroberfläche und konnte mit der Maus bedient werden. Ein IBM-Kompatibler Rechner lief in der Regel nur unter DOS. Windows 3 gab es noch nicht. Mein damaliger Traumrechner, ein MacIntosh, war unbezahlbar teuer für mich. Aber zum Glück fand ich in der Juni Ausgabe der c't (6/88, S. 52) einen recht interessanten Computer. Der Rechner war sogar auf der Titelseite wie man auf dem Bild sehen kann (nicht der mit den Sitzplätzen - weiter oben!). Der Rechner war der schnellste Mikro den die c't bis dahin auf den Schreibtisch gestellt hatten und war ein Archimedes A305 der britischen Firma Acorn, die mir bis dahin unbekannt war. Der Bericht begeistert mich sofort, denn der Archimedes war wirklich schnell. Aber auch der Preis machte ihn für mich aktraktiv und so kostete der Rechner nur 3.300 DM, statt der 10.000 DM für einen 386er seinerzeit. So kaufte ich mir 1 Jahr später am 4. Juli 1989 ein Archimedes 310 mit ein MByte RAM und einen Multiscan Monitor.

Dieser Archimedes war nicht nur billiger als ein damaliger Rechner mit einer 80386er CPU sondern auch schneller. So waren bei den Benchmarks der c't der A305 mit interpretierenden BASIC immer noch schneller als ein damaligen Highend PC mit Turbo Pascal. Die Geschwindigkeit des Acorn Rechner kam von dem Hauptprozessor ARM 2. ARM stand damals noch für Acorn RISC Machine. Erst später wurde daraus Advanced RISC Machine. Der Archie, wie er liebevoll genannt wurde, war somit der erste bezahlbare RISC Computer. Bis dahin hatten nur Workstation einen RISC Prozessor. Erst viele Jahre später wurde in einen MacIntosh PowerPC ein RISC Prozessor eingesetzt.

Ein RISC Prozessor (Reduced Instruction Set Computer, Computer mit reduziertem Befehlssatz) hat nur wenige einfache Befehle, die aber sehr schnell abgearbeitet werden können. Dafür muß man aber mehr Befehle für eine Aufgabe als bei den damals üblichen CISC Prozessoren (Complex Instruction Set Computer, Computer mit einen komplexen Befehlssatz) in Kauf nehmen. Die Entwickler des ARM's haben es aber hinbekommen, daß nur wenige Kommandos für eine Aufgabe benötigt werden und so war der ARM einfach nur schnell. Natürlich wurden auch Techniken wie Pipelining beim ARM benutzt, aber weiteres führt hier zu weit und sollte auch von jemand kommen der sich besser damit auskennt als ich (das ist jetzt eine Aufforderung einmal zu erklären warum ein ARM Prozessor so viel besser ist als ein z. B. x86). Der ARM 2 konnte so in etwa 1 Befehl in 2 Takten ausgeführt und hatte damit also mit seinen 8 MHz ca. 4 MIPS.

Der ARM 2 war natürlich nicht der einzig Prozessor im Archie. So war der IOC zuständig für die Ein- und Ausgabe, der MEMC für die Steuerung des Speichers und schließlich der Videoprozessor VIDC. Der VIDC hatte ein Farbpalette von 4096 Farben und konnte bis zu 256 Farben gleichzeitig anzeigen und das bei einer Auflösung von bis zu 640 x 512. Monochrom war sogar eine Auflösung von bis zu 1280 x 976 Punkten möglich. Doch leider war die Bildwiederholfrequenz nur 50 Hz, und das ist nicht gerade Augenfreundlich ist. Dafür war der VIDC programmierbar und konnte so mehr als die 21 "mitgelieferten" Graphikmodi haben und auch damit auch höhere Auflösungen und höhere Bildwiederholung erhalten. Über den VIDC kam auch Sound in Stereo mit 8 gemultiplexten Kanälen. Die Soundqualität war zwar nicht berauschend, aber damals hatte auch keiner Aktivboxen neben seinen Rechner stehen und hörte Musik vom CD Laufwerk. Für den eingebauten Lautsprecher reichte es allemal. ;-) Der A310 hatte ein MByte RAM und 512 kByte MByte ROM. Im ROM war das Betriebssystem, das BASIC und ein paar Anwendungen.

A310 von innen

An Anschlüssen war eigentlich alles da, was man brauchte, so konnte man einen Kopfhörer, eine VGA bzw. Multiscan oder einen Monochrom-Monitor, eine serielles Gerät, wie z. B. ein Modem, und ein Drucker anschließen. Zusätzlich gab es die Möglichkeit sich an ein Econet Netzwerk anzuschliesssen und man konnte seinen Monitor mit Strom versorgen. Seltsamerweise erhielt der Monitor weiterhin Strom, obwohl man den Rechner ausgeschaltet hatte. Der serielle Anschluß war nicht wie seinerzeit und noch heute üblich eine RS 232 sondern eine RS 423 Schnittstelle. Leider mußte man wegen eines Hardwarefehlers für sein Modem eine spezielles Kabel, das berühmte Murkskabel, kaufen bzw. sich eins löten. Das Econet Netzwerk war eine eigene Sache und mit nichts kompatible, war aber wohl die billigste Lösung für ein Netzwerk. Man mußte den Rechner nur noch etwas Nachrüsten und konnte sich dann in das langsame 250 kBit Netzwerk einklinken.

Den Archimedes A310 konnte man über Steckkarten erweitern. Dazu brauchte man nur eine zusätzliche "Verteilerkarte" (Backplane) mit der man je nach Karte bis zu zwei oder vier Steckkarten benutzen konnte. Damit konnte man z. B. eine ST 506 (damals der Festplattenstandard bei den IBM-Kompatiblem) oder einen SCSI-Karte einstecken und so auch bis zu vier Festplatten betreiben. In das Gehäuse paßt aber nur eine Festplatte. Natürlich gab es mehr als nur Festplattenkontoller bzw. Hostadapter. So gab es z. B. Graphikkarten (meine Augen werden mir nie verzeihen, daß ich keine hatte) oder eine Karte mit zusätzlichen seriellen Anschlüssen.

Der A310 hatte keine Festplatte eingebaut. Aber man konnte ganz gut mit den Diskettenlaufwerk arbeiten - ich hatte bis dahin noch nicht die Bekanntschaft mit einer Festplatte gemacht und die Programme arbeiteten auch gut mit Disketten zusammen. Auf den Disketten konnte man 800 kByte und nicht "nur" 720 kByte speichern. Leider mußte man dann schon mal Diskjockey spielen um eine Diskette zu kopieren, aber wie gesagt mit den 8-Bit Atari war ich es nicht anders gewohnt.

Betriebssystem Arthur

Das Betriebssystem hieß nach dem berühmten Chef der Tafelrunde ARTHUR. Es war vollständig auf 4 ROM's plus BASIC und einigen Applikationen. So brauchte man kein Diskette oder Festplatte um das Betriebssystem zu starten. Damit war der Archimedes recht schnell betreibsbereit. Selbstverständlich konnte man den Archie, wie auch seinerzeit mit den Mac, Atari ST und den Amiga, mit einer Maus herumklicken und Fenster öffnen, schließen, verschieben usw. Das Desktop wurde BASIC geschrieben. Ich habe mir dies nie genauer angesehen, aber man konnte doch so einiges über die Programmierung des Archies lernen. Zu dem kann man von BASIC aus schnell mal eine Assemblerroutine aufgerufen werden. Wie man in der Abbildung sehen kann gab es bei ARTHUR schon die Iconbar mit den Laufwerken links und den Programmen rechts. Rückblickend muß man aber sagen, das ARTHUR nur ein Zwischenlösung für das kommende war.

Nach zwei Monate kaufte ich mir RISC OS 2, dem Nachfolger von ARTHUR. Dies hatte schon vieles, was man noch heute von RISC OS kennt. Im Gegensatz zu ARTHUR war RISC OS 2 multitaskingfähig. Leider traf dies nicht auf Dateizugriffe zu und so mußte man oft auf die Diskette oder Festplatte warten. Im Gegensatz zu den heutigen (2000) Betriebssystemen hatte RISC OS 2 schon richtiges Drag'n'Drop. So mußte man sich nicht in eine Dialogfenster durch die Verzeichnisstruktur der Diskette bzw. Festplatte klicken und dann endlich die Datei im richtigen Verzeichnis zu speichern. Man mußte einfach nur ein Symbol in ein Verzeichnisfenster (Filer) ziehen und schon war der Text, das Bild usw. gespeichert. Ich möchte aber hier nicht so sehr in die Details und die Vorzüge von RISC OS gehen. Das ist Thema eines anderen Artikels, den ich vielleicht mal schreiben werde.

BetriebssytemRISC OS 2

Die Killerapplikation der ersten Stunde war wohl der PC Emulator. Man hatte es geschafft nur per Software an die Geschwindigkeit eines damals noch üblichen IBM XT ran zu kommen. Dieser Emulator hat mir beim Informatikstudium gute Dienste geleistet, denn so konnte ich Pascal und später C Programme unter RISC OS entwickeln und brauchte später diese nur noch unter DOS anzupassen und zu kompilieren. Leider unterstützte der Emulator die seriellen Schnittstelle nur mit Geschwindigkeiten bis 300 BPS. Meine erste Software war aber die Textverarbeitung 1stWord+. Nur mit einen Trick konnte ich mit 1stWord+, das es auch für den Atari ST gab, beibringen auch im Blocksatz auszudrucken, da das Programm nicht wie heute üblich Graphik ausdruckte sondern den Zeichensatz des Druckers benutze. Natürlich fing ich sofort an in BASIC zu programmieren und kauft mir später einen Pascal und noch später den Acorn C Kompiler.

Später kauft ich mir einen SCSI-Hostadapter und natürlich eine Festplatte dazu. Festplatten wurden gerade erschwinglich und so kaufte ich mir eine 3 ½ Zoll Platte (eine 5½ Zoll Platte paßt nicht ins Gehäuse) mit sage und schreibe 60 MByte Kapazität. Heute kann ich mir ein Arbeiten nur mit Disketten nicht mehr vorstellen. Ich benutze Disketten nur noch zum Transport und kleine Backups. Mit dem SCSI-Adapter von OAK war ich bis zum Schluß zufrieden. Nur beim Umstieg auf einen Risc PC arbeitete die Karte nicht mehr im Desktop. Aber per Kommandozeile konnte ich zum Glück alles auf die IDE Platte des Risc PC's kopieren. Da nun auch ein Festplatte im Archimedes war mußte auch ein Lüfter eingebaut werden damit die zusätzliche Wärme aus dem Gehäuse geblasen wurde. Die Software um Platten An- und Abzumelden, Formatieren usw. war in BASIC geschrieben und hatte eine "Buchstabenmenü". man mußte also einen Buchstaben auf der Tastatur drücken um die jeweilige Funktion aufzurufen. Heute undenkbar, aber das funktionierte sehr gut und da man das Programm eh nur selten benutzt war und ist das völlig in Ordnung. Es muß nicht immer alles zum klicken sein.

Anfang 1992 habe ich dann meinen Archimedes ganze 4 MByte Speicher spendiert. Da der vorhandene Speicher nicht gesockelt war mußte das vorhandene MByte raus. Zusätzlich mußte man den MEMC, der Memorycontroller, durch eine neue und angeblich 10% schnellere Variante ersetzt werden. Natürlich habe ich von den "Geschwindigkeitsschub" nichts gemerkt. Mit 4 MByte kann man wohl noch heute mit den meisten Programmen unter RISC OS vernüftig arbeiten.

Im Jahr 1993 kam RISC OS 3 auf dem Markt. Dies ist für mich das beste Betriebssystem der 90er Jahre. Der Desktop ist immer noch weit besser als von allen mir bekannten Betriebssystemen. Ich habe mir früher den Mund fusselig geredet, aber trotzdem haben sich die meisten für dieses komische WinDOS entschieden und müssen noch ca. 5 bis 10 Jahre warten bis Microsoft in Punkto Bedienungskomfort den Stand von 93 erreicht hat. Aber wie schon gesagt dies ist Thema eine anderen Artikels. Für den Einbau mußte ich einen Adapter einbauen, damit die insgesamt 2 MByte großen ROM's auch in den A310 verwendet werden konnten. Einer der größten Makel von RISC OS 2 war verschwunden und nun blockierten Zugriffe auf die Festplatte und Disketten nicht den ganzen Rechner.

Im Jahr darauf baute ich den VIDC Enhancher ein um die Bildfrequenz zu erhöhen. Leider ging dadurch auch etwas die Rechnengeschwindigkeit herunter. Zurückblicken muß ich sagen, daß der Kauf einer Graphikkarte besser gewesen wäre. Mit einer Graphikkarte wäre nicht nur die Bildfrequenz in augenfreundliche Gegend gerutscht sonder ich hätte dann auch höher Auflösung und mehr Farben erhalten.

Den Geschwindigkeitsverlust machte wenig später der ARM 3 wett. Der ARM 3 hatte 35 MHz und war schon allein deshalb schneller als sein 8 MHz Vorgänger. Nach meinen Messungen wurde mein Rechner in etwa 3-mal schneller und das war natürlich ein enormer Sprung. Dies war die letzte Ausbaustufen für meinen A310, mit dem ich dann die nächsten Jahre arbeitet bis ein StrongARM Risc PC meinen Archie vom Platz verdrängte.

Auch wenn ich Anfangs den Archimedes nur wegen seiner ernormen Rechnengeschwindigkeit, die zudem erschwinglich war, gekauft habe, ist mit der Zeit die fantastische Bedienbarkeit von RISC OS für mich immer wichtiger geworden. Ich bereue es nach 10 Jahren nicht einen "abnormalen" Computer gekauft zu haben. Der anderen Weg hat mich davor bewahrt mich jahrelang mit einen PC rumzuärgern und ich werde auch weiterhin den Nachfolger meines Archimedes A310 einen Risc PC mit StrongARM weiterbenutzen, denn ich sehe keine brauchbare Alternative für RISC OS.
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