Archie - der Archimedes-Emulator von Michael Gerbracht
Es gibt tatsächlich einen Archimedesemulator für den PC.
Dieser Emulator ist anscheinend kaum bekannt, zu Unrecht, wie ich
finde. Auch im Internet habe ich nur an einer Stelle Informationen dazu
gefunden, auf der Homepage der
ICGroup.
Dort finden sich sogar Hinweise auf drei derartige Emulatoren, zwei
für DOS bzw. Windows und einer für Linux. Letzteren konnte
ich leider mangels Linux nicht ausprobieren, und der Link zum anderen
Emulator führte auf eine Internetseite, die nur den Plan
beschreibt, aber kein Programm zum Download anbietet. Bleibt also
Archie.
Zum Testen habe ich mir die neueste Version 0.6
aus dem Internet
heruntergeladen, was
auch kein Problem war, da das Programm mit 111 KB (!) nicht sehr
groß ist. Das Geheimnis ist, daß die ROMs nicht
mitgeliefert werden, aus Copyright-Gründen. Im ReadMe-File wird
allerdings genau erklärt, wie man an den Inhalt der ROMs kommen
kann. Dazu braucht man allerdings einen Archimedes mit RISC OS 2 bis
RISC OS 3.1. Wahrscheinlich funktioniert auch das deutsche RISC OS
3.19, aber mit Sicherheit nicht 3.5 oder höher. Das speichern der
ROMs auf 720 KB DOS-Disketten geht problemlos vonstatten. Die ROM-Files
werden dann zusammen mit dem Rest des Programms in ein Verzeichnis auf
dem PC kopiert.
Außerdem braucht man noch das Programm Dos4gw.zip, ein Link dazu
findet man auf der Homepage von Archie. Dann kann es aber losgehen. Das
Programm kann von DOS und Windows gestartet werden und öffnet dann
ein Configurationsfenster, indem z.B. festgelegt werden kann, wie hoch
die PC-Auflösung sein soll, dazu später mehr. Mit dem
entsprechenden Klick startet das Programm dann mit dem gewohnten "RISC
OS 3.1 Initialisiert" und kurze Zeit später steht einem dann der
Desktop zur Verfügung. Wie im Taskmanger zu sehen ist, stehen 4 MB
RAM zur Verfügung. Auch sonst scheint es keine Beschränkung
der Möglichkeiten zu geben. Selbst das Mode-Umschalten
funktioniert problemlos. Wobei die vorher eingestellte
PC-Auflösung gleich bleibt. So ist gewährleistet, daß
auch Mode 15 mit einem heute üblichen Monitor angezeigt werden
kann. Als PC-Auflösung empfiehlt sich 800x600, da der Emulator
natürlich auch nicht mehr unterstützt. Aus
Geschwindigkeitsgründen könnte es jedoch empfehlenswert sein,
eine kleinere Auflösung zu nehmen. Apropos Geschwindigkeit, ich
habe den Emulator auf einem Pentium II 366MHz-Notebook getestet. Wie zu
erwarten war, reicht die Geschwindigkeit nicht ganz an einen echten
ARM2 heran, ist aber dennoch ordentlich. Man braucht zum Beispiel auch
nicht darauf zu verzichten, Fenster samt Inhalt zu verschieben, nur der
Mauszeiger zögert ab und zu, was entweder an der Softwareemulation
oder am Touchpad des Notebooks liegen könnte. Natürlich habe
ich auch Draw und Paint kurz getestet, die ohne Schwierigkeiten liefen.
Stellt sich natürlich nun die Frage, ob andere Programme laufen.
Ein Problem ist, daß man keine ADFS-Disketten direkt benutzen
kann. Diese Funktion ist zwar für eine der nächsten
Versionen vorgesehen, aber bislang muß man sich anders zufrieden
geben. Dazu müssen erst, mit Hilfe eines kleinen Programms auf dem
richtigen Archimedes, die Daten in eine PC-Kompatible Version
umgewandelt werden, auf diesen kopiert und können dann genutzt
werden. Dazu muß man im Emulator auf das Disketten-Symbol
klicken, was nicht etwa die Diskette im Laufwerk, sondern eine Datei
auf der PC-Festplatte anspricht, die dann die Programme etc.
enthält. Durch einen kleinen Trick kann man jedoch auch direkt auf
DOS-Disketten zugreifen. Man muß einfach unter RISC OS ein zweites
Diskettenlaufwerk Konfigurieren. Beim Klick auf das Symbol kann man dann
auf die Diskette im Laufwerk zugreifen.
Dies konnte ich leider in der kurzen Zeit nicht
ausprobieren, da ich selbst keinen PC besitze, sondern den Emulator bei
einem anderen Acornuser getestet habe. Das direkte ansprechen der
PC-Festplatte oder der Zugriff auf ein CD-ROM-Laufwerk ist zwar
geplant, aber in dieser Version noch nicht verwirklicht.
Um auf die Softwarekompatibilität zurückzukommen: Ich denke
das es möglich sein wird, die meisten Programme zum Laufen zu
bringen. Auch Spiele oder Demos funktionieren. Auf der Homepage kann
man sich anhand einiger Screenshots davon überzeugen. Selbst das
sehr anspruchsvolle Elite soll mit dieser Version 0.6 funktionieren.
Insgesamt bietet dieser Emulator viel mehr, als ich mir vorgestellt
hätte. Klar, direkter Zugriff auf die ADFS-Disketten oder CD-ROMs
wäre nicht schlecht, aber die relativ niedrige Programm-Version
läßt ja noch einige zukünftige Erweiterungen vermuten.
Dieses Programm kann man sicherlich dazu verwenden, einige PC-User zu
beeindrucken, und ihnen die Gelegenheit zum Test von RISC OS zu geben -
das Problem ist nur, daß die ROMs, auch auf Diskette, nicht
weitergegeben werden dürfen. Außerdem können so auf
fast jedem PC z.B. Draw-Files bearbeitet werden. Direktes Drucken unter
RISC OS ist übrigens zur Zeit noch nicht möglich, da die
parallele Schnittstelle nicht unterstützt wird. Oder, man bastelt
sich, wie ich, einfach ein RISC OS-Laptop damit. Ich bleibe also dabei,
dieses Programm ist zu Unrecht unbekannt, und ein Blick auf die
Homepage lohn sich auf jeden Fall.
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